Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise
Preisanstieg bei Nahrungsmittel
Die Inflationsrate, gemessen an der Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert, lag in Deutschland 2022 bei 6,9 Prozent.
Das Preisniveau für Nahrungsmittel stieg mit plus 12,5 Prozent besonders stark an. Für 2023 wird mit einer Inflationsrate von 6,1 Prozent gerechnet, darunter Nahrungsmittel mit einer Steigerung von über 12 Prozent.
Die starke Teuerung bei Nahrungsmitteln haben auch 2023 zu einer Verschiebung beim Einkauf von Nahrungsmitteln geführt. Relativ teure Lebensmittel wie Bio, Fairtrade, regionale Produkte oder Fleischersatz wurden weniger gekauft. Viele Verbraucher greifen zu preisgünstigeren konventionellen Produkten. „Shrinkflation“ nennt sich eine Form der versteckten Teuerung. Der Preis bleibt ungefähr gleich, aber die Packung wird kleiner.
Nahrungsmittelpreise waren langfristig gesehen eine Inflationsbremse
Die Verbraucherpreise für Lebensmittel sind über viele Jahre hinweg deutlich langsamer angestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise wirkte damit inflationsbremsend. Zuletzt aber stiegen die Nahrungsmittelpreise wesentlich stärker an als die übrigen Lebenshaltungskosten. 2021 war die Teuerung etwa noch gleich hoch. 2022 und 2023 dagegen waren die Nahrungsmittelpreise ein Haupttreiber stark gestiegener Inflationsraten.
Preise für Nahrungsmittel …
… in Deutschland etwas über EU-Durchschnitt.
Nahrungsmittel waren 2022 in Deutschland um fast 7 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt. Besonders hochpreisig waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Luxemburg und Dänemark. Dort lagen sie in 2022 um jeweils 21 Prozent über dem EU-Durchschnitt.
Das Preisniveau eines vergleichbaren Warenkorbs lag in Luxemburg und Dänemark damit um etwa zwei Drittel über dem Niveau in Rumänien oder Polen (72 bzw. 73 Prozent des EU-Durchschnitts). Auch in Bulgarien (87 Prozent) und Ungarn (90 Prozent) sind die Nahrungsmittel im EU-Vergleich relativ günstig.
Verbraucher geben einen immer kleineren Teil …
… ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus.
Die gesamten Verbraucherausgaben beliefen sich 2022 auf 1.877 Milliarden Euro. Davon entfielen 275 Milliarden Euro oder 14,7 Prozent auf Nahrungs- und Genussmittel. Ohne Genussmittel wie Tabak oder Alkohol sind es 216 Milliarden Euro oder 11,5 Prozent.
Der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel an den gesamten Konsumausgaben hat sich im Zuge der Corona-Pandemie etwas stabilisiert, ist im langjährigen Zeitvergleich jedoch deutlich zurückgegangen.
Der Grund für diesen Langfristtrend liegt in den Einkommenssteigerungen und in dem unterdurchschnittlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Der höhere Lebensstandard kommt besonders in zunehmenden Ausgaben für Wohnen, Verkehr, Freizeitaktivitäten und Gesundheitspflege zum Ausdruck.
Von einem Euro Verbraucherausgaben …
… für Nahrungsmittel erhält der Landwirt heute nur noch 25 Cent.
Der Anteil der landwirtschaftlichen Verkaufserlöse an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel inländischer Herkunft lag im Jahr 2022 bei 25 Prozent. Anfang der 70er Jahre lag der entsprechende Anteil mit 48 Prozent mehr als doppelt so hoch. Bei Milch und Milcherzeugnissen betrug der Anteil in 2022 48 Prozent, bei Fleisch und Fleischwaren 25 Prozent. Am niedrigsten ist der Erlösanteil nach wie vor bei Brotgetreide und Brotgetreideerzeugnissen mit 7 Prozent.
Getreidepreise haben geringe Auswirkungen …
… auf den Brotpreis.
Selbst landwirtschaftliche Erzeugerpreise für Backweizen von 250 Euro je Tonne stellen nur einen geringen Kostenfaktor bei der Brotherstellung dar. So entfallen bei einem Brötchen gut 7 Prozent des Preises auf seinen Getreideanteil. Für die Herstellung eines Brötchens benötigt der Bäcker etwa 34 Gramm Mehl. Bei einem Ausmahlungsgrad von rund 75 Prozent sind das lediglich 45 Gramm Weizen. Um den Brötchenpreis um nur einen Cent anzuheben, müsste sich der Getreidepreis in etwa verdoppeln. Schwerwiegender in der Preiskalkulation der Bäcker sind dagegen die Kosten für Energie und Arbeit.
Seit 1950 sind die Löhne um das fünfundzwanzigfache, die Brotpreise um das dreizehnfache gestiegen und die Getreidepreise verändert geblieben.
Von 1950 bis 2022 hat sich der Nettostundenverdienst eines Industriearbeiters auf mehr als das 25-fache erhöht. Da die Brotpreise nur um das 13-fache gestiegen sind, kann sich der Industriearbeiter für seinen Stundenlohn heute (2022) etwa doppelt so viel Brot kaufen wie noch vor gut 70 Jahren. Der Weizenerzeugerpreis lag 2022 zwar deutlich höher als 1950; bezogen auf das Endprodukt wie ein dunkles Mischbrot aber erlöst der Landwirt davon nur einen kleinen Bruchteil, der im Jahr 2022 auf rund 9 Prozent anstieg. Demgegenüber waren es 1950 entsprechend noch zwei Drittel des Brotpreises, hundert Jahre zuvor (1852-61) sogar entsprechend 95 Prozent des Brotpreises. Wären die Brotweizenpreise seit 1950 genauso stark gestiegen wie die Inflationsrate, dann könnten die landwirtschaftlichen Erzeuger für einen Doppelzentner (100 kg) heute (2022) etwa 102 Euro erlösen.
Unterschiedliche Verbrauchsentwicklungen …
… bei den einzelnen Nahrungsmitteln.
Der Verbrauch bei den einzelnen Nahrungsmitteln hat sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt. Steigende bis stabile Verbrauchszahlen je Kopf der Bevölkerung werden bei Getreideerzeugnissen, Zucker, Gemüse, Geflügelfleisch und Käse gemessen. Rückläufig ist dagegen der Verbrauch bei Schweine- und Rindfleisch, während er bei vielen anderen Produkten wie Obst und Kartoffeln von Jahr zu Jahr schwankt. Bei Fleisch ist der Unterschied zwischen dem Verzehr und dem Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung zu beachten, denn ein erheblicher Teil der Schlachtungen kann nicht für den menschlichen Verzehr verwendet werden.