Landwirtschaftliche Fakten

Jahrhundertvergleich

Vor hundert Jahren …

… war Deutschland noch Agrarstaat

Von 100 Erwerbstätigen in Deutschland waren im Jahr 1800 62 Personen in der Landwirtschaft tätig. 100 Jahre später waren es immerhin noch 33. Mit zunehmender Industrialisierung und mit der Entwicklung des Dienstleistungssektors sank der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil fast kontinuierlich. 1950 betrug der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil knapp 25 Prozent, 1970 und damit vor gut 50 Jahren lag dieser Anteil immerhin noch bei gut 8 Prozent, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts bei etwa 2 Prozent. 2022 lag der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil nur noch bei 1,2 Prozent.

In den letzten 100 Jahren …

…  wurden enorme Produktivitätssteigerungen erzielt.

Immer mehr Menschen werden von einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ernährt. Der Hektarertrag für Weizen zum Beispiel lag um 1800 nur bei 10,3 Dezitonnen, 100 Jahre später (1898-1902) bei 18,5 Dezitonnen. Bis Anfang der 70er Jahre (1970-1972) kletterte das Ertragsniveau auf 42,0 Dezitonnen. Im Erntejahr 2022 konnten die Landwirte in Deutschland rund 75,8 Dezitonnen Weizen pro Hektar erzielen und damit fast doppelt so viel wie vor gut 50 Jahren

Ein Landwirt ernährt heute …

… 139 Personen.

Ein Landwirt erzeugte 1900 Nahrungsmittel in einem Umfang, um etwa 4 Personen ernähren zu können. 

1950 ernährte ein Landwirt 10 und 2010 sogar 129 Personen (ohne Erzeugung aus Auslandsfuttermitteln). Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung blieb Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern. 

1900 lag der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln bei 87 Prozent. 

Am Anfang des 21. Jahrhunderts (2011/12) liegt der deutsche Selbstversorgungsgrad bei etwa 81 Prozent, bei starken jährlichen Schwankungen. 

Angesichts der Arbeitsteilung in einer globalisierten Wirtschaft und der vom Verbraucher gewünschten Vielfalt war der Selbstversorgungsgrad bis vor den Krisen von Corona und Ukraine-Krieg allerdings kaum von gesellschaftspolitischer Relevanz.

Fortschritt als Ursache …

… für enorme Produktivitätssteigerung.

Die enorme Erzeugungssteigerung hat ihre Ursache in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Produktionsweisen. Moderne Maschinen und Ställe, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger sowie Zuchtfortschritte bei Pflanzen und Tieren haben dazu geführt, dass die Landwirte heute wesentlich stabilere und höhere Erträge erzielen als früher.

Immer weniger Landwirte …

... erzeugen immer mehr.

1900 gab es im damaligen Reichsgebiet noch über 5,6 Millionen Betriebe mit gut 26 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und 20,7 Millionen Großvieheinheiten (GVE) an Nutztieren.

In dem heutigen Deutschland sind es nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes 254.300 Betriebe (2023), die rund 16,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bearbeiten und pflegen und 11,4 Millionen GVE halten, was 0,69 GVE je Hektar entspricht.1950 waren es in den Grenzen des heutigen Deutschlands entsprechend noch 15,2 Millionen GVE oder 0,92 GVE je Hektar. 2000 waren es bereits nur noch 0,84 GVE je Hektar.

Zwischen 1950 und 2023 hat sich der Viehbesatz je Hektar somit um ein Viertel (25 Prozent) vermindert. Die aus den heute 11,4 Millionen GVE resultierende Gesamterzeugung liegt gegenüber dem weitaus flächengrößeren Deutschland in den Grenzen von 1900 um ein Mehrfaches höher.

Nur noch jeder sechste Euro …

… für Nahrungs- und Genussmittel.

Im langfristigen Vergleich zeigt sich eine enorme Steigerung des Wohlstandes der Verbraucher. Anfang des 20. Jahrhunderts betrug der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel am gesamten Konsum noch über 50 Prozent; heute beträgt dieser Anteil nur 14,7 Prozent (ohne Genussmittel 11,5 Prozent). Qualität und Verarbeitung der Nahrungsmittel haben sich in dieser Zeit enorm verbessert.

Leistungen enorm ­gestiegen

Brot und Brötchen gehören zu den Grundnahrungsmitteln in Deutschland, etwa 81 Kilogramm werden pro Kopf und Jahr verzehrt. Damit ist Deutschland in der Europäischen Union Spitzenreiter. Dank der erheblichen Ertragssteigerungen durch Züchtung und Anbautechnik „wachsen“ heute auf einem Hektar Weizen mit rund 80 Doppelzentner Ertrag etwa 9.400 Weizenbrote à 1 Kilogramm.

Das Mehl von 850 Gramm Weizen reicht zum Backen von einem Kilogramm Brot. In einem solchen Brot ist das Mehl von 17.000 Körnern verarbeitet worden. 16.000 Körner wachsen je Quadratmeter. Zur Ernte dieser Körnermenge hat der Landwirt im Herbst knapp 400 Körner ausgesät. Mehr als das 40-fache kann er somit im Sommer nach genügend Regen und Sonne und ackerbaulicher Pflege ernten.